“Hien (odder hatt) drénkt jhust séng puer Pättecher”, „hien (odder hatt) drénkt nëmme Béier, kee staarken Alkohol”, „ech hu jhust e puer Mini’en gedronk” etc, sowie auch kürzlich erfolgte öffentliche Stellungnahmen von ärztlicher Seite, welche den Alkoholkonsum bagatellisieren („maximal 2 bis drei Drinks pro Tag”….) bzw ihn zu einem untentbehrlichen Kulturgut stilisieren, Zeitungsartikel über Probetrinken , um die 0,5 – Promille –Grenze auszutesten ( „ein gemütliches Abendessen ist auch mit der 0,5 –Promille-Grenze noch möglich”…), kürzlich veröffentlichte Berichte über Angehörige der freiwilligen Feuerwehr, welche die für ihren Beruf geltende Obergrenze von 0,2 Promille als diskriminatorisch empfinden und mit Dienstverweigerung drohen .Im Original-Ton: „Ich habe keine Lust, wegen 0,2 oder 0,3 Promille am Lenkrad eines Feuerwehrwagens eine Strafe zu riskieren”. Und nicht: „einen Unfall zu riskieren” !
Es gibt eine lange, Kulturen und Zivilisationen übergreifende Geschichte vom rechten Gebrauch und vom Missbrauch von Rauschmitteln und von deren Legalisierung und Illegalisierung. Das Wissen um mögliche positive Wirkungen auf Körper, Geist und Psyche sollte allerdings streng getrennt werden von den möglichen Auswirkungen dieser Drogen auf die Fähigkeit, am Strassenverkehr teilzunehmen und somit auch die Sicherheit und die Gesundheit anderer Menschen zu beeinflussen.
Die Null-Toleranz-Grenze der ursprünglichen Regierungsvorlage in Bezug auf den Konsum von illegalisierten Drogen im Strassenverkehr war im medizinischen Sinne sicher richtig, trotz eines diesbezüglich wenig erleuchteten Gegen-Gutachtens des Staatsrates. Es gibt von medizinischer Seite her keine sicheren Grenzwerte im Hinblick auf die Reaktionsfähigkeit und Fahrtauglichkeit , auch wenn das neue Gesetz mit wissenschaftlich nicht belegten Angaben etwas anderes behaupten will und das gleiche gilt für die 0,5- Promille-Regel in Bezug auf die legalisierte Droge Alkohol. Auch Blut-Alkohol-Spiegel unterhalb dieser Grenze können die Fahrtauglichkeit in erheblichem und individuell variierenden und nie voraussehbaren Ausmass beeinflussen, auch wenn unsere Alkohol-Lobbyisten unermüdlich behaupten, dass zwei bis drei „Einheiten” Alkohol pro Tag (entsprechend 20-40 Gramm reinen Alkohols) nicht gesundheitsschädlich seien.
Auch wenn es sich möglicherweise herausstellen sollte (und in der internationalen wissenschaftlichen Literatur sind diesbezüglich die täglichen Grenzwerte für einen risikoarmen Konsum in den letzten Jahren bis auf 20 g reinen Alkohol für den Mann und 10 g für die Frau zurückgenommen worden), dass der Konsum von 20 Gramm Alkohol pro Tag sich bei Fehlen von sonstigen Risikofaktoren positiv auf Herzinfarkt-oder Schlaganfall-Risiko auswirken könnte, so ist damit noch keine Aussage über die Auswirkung auf die Reaktionsfähigkeit und die Fahrtauglichkeit getroffen. Das sind zwei grundverschiedene Bereiche, die gerade Ärzte und Politiker, welche für das Allgemeinwohl zuständig sind, genau unterscheiden sollten.
Gleiches gilt natürlich auch für den missbräuchlichen Umgang mit Medikamenten im Strassenverkehr, wobei man hier allerdings unterstreichen muss, dass im Gegensatz zum Alkoholkonsum ein bestimmungsgemässer Gebrauch zur Erhöhung der Fahrtauglichkeit wissenschaftlich nachweisbar ist und täglicher medizinischer Praxis entspricht. Viele Krankheiten von Diabetes über Herzrhythmusstörungen zu Parkinson , Epilepsie, Angststörungen, Depressionen und ADHS würden die hiervon Betroffenen in vielen Fällen ohne adäquate medikamentöse Therapie grundsätzlich fahruntauglich machen, wobei der bestimmungsgemässe und ärztlich überwachte Gebrauch von spezifisch wirkenden Pharmaka ihnen erst eine sichere Teilnahme am Strassenverkehr ermöglicht.
Der Wunsch als Vater des Gedankens taugt somit wenig als Leitlinie zum differenzierten Umgang mit legalisierten oder illegalisierten psychotropen Wirkstoffen und die vielzitierte politische Forderung nach Null-Toleranz sollte zuerst gegenüber unserem verharmlosenden Umgang mit undifferenzierten Denkgewohnheiten gelten.
* Neurologe und Psychotherapeut, Zusatzbezeichnung Sportmedizin
Hôpital Saint Louis, Ettelbruck
Luxemburger Wort, 7. November 2007
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